In Verbindung mit der globalen Vernetzung kommt den virtuellen Welten noch eine weitere Bedeutung zu: Gestaltung des Selbst. In einem nie gekannten Ausmaß kann der Mensch seine Erscheinung selbst verändern und gestalten. Von Schönheitsoperationen und Fitneßstudios zu den Avataren d.h. selbstgewählte Benutzerrepräsentationen der 3D-Internetwelten, in denen sich jeder beliebiges Aussehen geben kann.

Die nahtlosen Integration von Werkzeugen als Handlungsverstärker in die eigene Erscheinung macht Nutzer virtuellen Welten zu den ersten Cyborgs (Verschmelzung von kybernetischen Maschinen und Organismen) - Soft-Cyborgs. Und hier geht die Gestaltung wieder über die eigentliche Form hinaus und wird zur Prozeßgestaltung z.B. der nahtlose Integration von Werkzeugen in den Handlungsapparat des Avatar.

Aus den obengenannten Kommunikationsmitteln und der Gestaltung des Avatar ergeben sich neue Eigenheiten bei der Nutzung, welche auch die Gestaltung berühren. Die Variabilität von Verbindungen, die fortwährend aufgelöst und neu gebildet werden können, lassen die Nutzer in einer gewissen Unsicherheit zurück.

Stellen wir uns vor, ich möchte einem Anderen der als Repräsentation einen Fisch gewählt hat, an seiner Hand berühren. Stellen wir uns weiter vor haptische Feedbacksysteme sind soweit entwickelt, daß diese Aktion auch sinnvoll ist. Welche Flosse nehme ich? Und wie wird die sensorische Information von der Flosse auf den Endbenutzer übertragen? Wo spürt er den Reiz? Oder hat er seinen Avatar so konfiguriert, daß er nur ein akustisches Signal erhält?

Dieses Beispiel zeigt eine neue Qualität der Konfigurationsmöglichkeit des Selbst. Der biologische Mensch als Mikroobjekt in einer Schale, in der er die sinnlichen Reize und dadurch die Reizinterpretation selbst gestalten kann.
Wird es besonders begabte Gestalter geben, die Reizkonfigurationen erstellen wie heute Diskjockeys ein gutes Musikprogramm?